Der Sohar – Im Bild der Nuss

Der Sohar – Im Bild der Nuss

Ein Originaltext aus DER SOHAR, dem heiligen Buch der Kabbala.

1. Moses 1,14

Im Bild der Nuss

„Und es sprach Elohim: Es seien Lichtträger“ – [durch das Fehlen des Wav] heißt es „Verdunkelung“, weil an diesem Tage die Todeskrankheit der Kinder erschaffen wurde. Denn nachdem das Urlicht verborgen war, wurde die Schale für das Mark erschaffen und diese Schale breitete sich aus und ließ wieder andere Schalen aus sich hervorgehen.

Als König Salomo in das Nusstal hinabstieg, wovon es heißt: „Zum Nussgarten bin ich hinabgestiegen“ (Hohelied 6,11), nahm er eine Nuss und betrachtete ihre Schalen. Da wurde er gewahr, dass alle jene Lüste, welche bösen Geistern entstammen, den Schalen einer Nuss entsprechen; sie streben nur danach, den Menschen anzuhaften und sie unrein zu machen. Wovon es heißt: „Und die Ergötzungen der Menschenkinder: Lustfrauen in Menge“ (Kohelet 2,8). Aber alles muss dennoch der Allheilige in der Welt erschaffen und damit die Welt zur Vollkommenheit bringen. Und alles hat inwendig ein Mark, von zahlreichen Schalen bedeckt. So verhält sich die ganze Welt oben und unten, vom Haupte, dem Geheimnis des oberen Punktes, bis zum Ende aller Stufen; alle sind sie eines Kleid dem andern, eines Mark im andern, eines Schale um das andere.

Der Urpunkt ein inneres Leuchten – es gibt kein Maß, seine Lauterkeit, Feinheit und Reinheit zu erkennen – bis eine Ausbreitung erfolgt, davon bereitet sich ein Palast, mit dem sich jener Punkt umkleidet, von unfassbar leuchtender Gewalt. Aber wenn auch dieses Leuchten grenzenlos ist, es ist nicht mehr so fein und rein wie das jenes verborgenen Punktes. Dieser Palast ein Gewand jenem inneren Palaste. Und weiter erfolgt eine Entfaltung in der andern, eine Umhüllung in der andern, so dass immer wieder das eine Mark ist und das andre Schale, jedes Kleid selbst wieder Mark einer nächsten Stufe. Auf diese Weise wirkt sich alles nach unten aus – bis in diesem Bilde der Mensch in dieser Welt steht, aus Mark und Schale bestehend, aus Geist und Körper, und alles zum Heile der Welt. So ist der Mond einmal mit der Sonne verbunden und steht dann im vollen Leuchten; ist er aber von der Sonne getrennt, für seine eigenen Wesensscharen bestimmt, da verkleinert er sich, verringert sein Licht und die Schalen zerbrechen vor der Verborgenheit des Markes, und wird alles doch zu des Markes Heil. So heißt es: „Und es sei Verdunkelung“, und alles doch zum Heile der Welt, weshalb die Worte folgen: „um zu leuchten über die Erde.“

aufgeschlagenes Buch "Der Sohar", das heilige Buch der Kabbala, mit dem Kapitel "Im Bild der Nuss"

Vom ersten Kontakt an habe ich den Sohar geliebt. Auch wenn ich die meisten Texte, die meisten Worte nicht verstanden habe, hat mich die Energie dieser heiligen Schrift immer angezogen.

„Im Bild der Nuss“ war immer eines meiner Lieblingstexte. Vom Ursprungslicht der Schöpfung aus klappt hier für mich die Schöpfung aus: ein geschütztes lichtvolles Mark nach dem nächsten, bis zur materiellen Verdichtung unserer dreidimensionalen menschlichen Existenz, mit Licht und Schatten.

Quelle: Der Sohar, Das heilige Buch der Kabbala, Diederichs Gelbe Reihe, Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2005