Gegen Flöhe behandeln: Kieselgur statt Nervengift

Gegen Flöhe behandeln: Kieselgur statt Nervengift

5. September 2019 14 Von angela

Unser Hund kratzt sich, ein Mal, Zwei Mal. Zu oft, um es zu übersehen. Und wir schauen an den markanten Stellen hinter den Ohren oder am Schwanzansatz nach. Und tatsächlich: wir sehen einen oder gar mehrere hell- oder dunkelbraunen Flöhe zwischen den Fellhaaren über die Haut unseres geliebten Vierbeiners huschen. Oder wir entdecken die kleinen schwarzbraunen Körner zwischen den Haaren – den Flohkot. Zerreiben wir diese mit etwas Feuchtigkeit zwischen den Fingern verfärbt sich die Flüssigkeit aufgrund des unverdauten Bluts rötlich.

Dieses Hundeforum Foto zeigt einen jungen braunen Hund, der sich aufgrund von Flohbefall kratzt

Oh Schreck – unser Hund hat sich irgendwo Flöhe eingefangen. Was nun? Viele werden nun zu einem bei jedem Tierarzt erhältlichen Spot-on Präparat greifen und es ihrem Hund in den Nacken träufeln. Doch es gibt auch eine ungiftige und zugleich erfolgreiche Variante der Flohbehandlung, die Behandlung mit Kieselgur. Ich habe damit auch in einer größeren Hundegruppe und sogar auch bei Katzen sehr gute Erfahrungen gemacht.

Was sind eigentlich Flöhe?

Flöhe sind blutsaugende Insekten mit einem abgeplatteten Körper und einem harten, recht druckfesten Körperpanzer aus Chitin. Mit ihren kräftigen Sprungbeinen können Flöhe gut einen halben Meter weiter springen.

Diese Parasiten lassen sich meist nur auf bestimmten Tierarten, ihren Wirten nieder. So gibt es Hundeflöhe (Ctenocephalides canis), Katzenflöhe (Ctenocephalides felis) und Menschenflöhe (Pulex irritans), um nur die hier relevantesten der mehr als 2.000 verschiedenen Floharten zu nennen.

Hundeflöhe sind eher in ländlichen Gebieten anzutreffen. Vor allem in der Stadt werden Hunde meistens vom Katzenfloh befallen. Die jeweilige Flohart auf unserem Hund hat aber keine Auswirkungen auf die Art der Flohbehandlung.

Hundeforum Flöhe, hier die Makroaufnahme eines Katzenflohs mit seinen vergleichsweise langen Sprungbeinen
Hier ein Katzenfloh, der im Original 1-3mm lang ist

Im Gegensatz zu den Zecken saugen beide Geschlechter der Flöhe Blut bei ihrem Wirt. Derart gut ernährt legen die Weibchen dann weiße, etwa 0,6mm lange Eier ab. Aus diesen schlüpfen 1-6mm lange Larven, die sich verpuppen und schließlich das blutsaugende Flohstadium entlassen. Der Entwicklungszyklus dauert unter guten Bedingungen 3-5 Wochen, kann aber mittels Ruhestadien auf bis zu 30 Wochen gestreckt werden.

Die konventionelle Flohbehandlung

Im akuten Fall ist die gängigste konventionelle Maßnahme zur Bekämpfung der Flöhe auf dem Hund selbst das Auftragen einer Lösung meist im Nackenbereich des Hundes. Vorbeugend werden auch gerne Flohhalsbänder angelegt. Der Wirkstoff diffundiert über die Haut in das Blut des Hundes. Über das Blutsaugen oder direkten Kontakt gelangt das Gift dann in die Flöhe, die abgetötet werden.

Da sich Flöhe sehr schnell auch im Umfeld des Hundes verbreiten (Faustregel: mehr als die Hälfte der Flöhe leben nicht auf dem Hund selbst, sondern halten sich in seinen Betten, Decken, Kuscheltieren, im Teppich oder ähnlichen Bereichen auf. Diese werden soweit möglich einer 95-Grad-Wäsche unterzogen oder mit Flohspray abgesprüht.

Was ist das, was die Flöhe abtötet?

Das Präparat Advantage® arbeitet mit dem Wirkstoff Imidacloprid. Es wird vom Hersteller bereits für Welpen ab 8 Wochen empfohlen. Imidacloprid ist das wohl derzeit weltweit am weitesten verbreitete Insektizid – vor allem auch in der Landwirtschaft verwendet (wundern wir uns da noch über das große Insektensterben?!).

Es wirkt wie der natürliche Signalstoff Acetylcholin an einem bestimmten Empfängermolekül von Nervenzellen (nikotinerge Acetylcholinrezeptoren). Im Gegensatz zum natürlichen Acetylcholin wird der Wirkstoff aber nicht durch das dafür zuständige Enzym (Acetylcholinesterase) wieder abgebaut, sondern er verursacht eine Dauerreizung. Dieses Störung der chemischen Signalübertragung tötet die Flöhe (und alle anderen kleineren Insekten).

Auf dem gleichen biochemischen Weg wirkt Nitenpyram (Capstar®). Fipronil (Frontline®), das auch gegen Zecken wirkt, hemmt einen anderen Rezeptor des Nervensystems (GABA-Rezeptor). Permethrin (Exspot®, Advantix®) führt dazu, dass sich IOnen-Kanäle (Na-Kanäle) von Nervenzellen nicht mehr schließen, was zu unkontrollierten Nervenimpulsen, Krämpfen, Lähmungen und schließlich Tod der Insekten führt.

Flohhalsbänder wie von Seresto® oder Trixie® enthalten Tetrachlorvinphos und Dimpylat (hemmen wie Imidacloprid die Acetylchonlinesterase) oder sogar Propoxur (seit 2010 in Deutschland nicht mehr als Pflanzenschutzmittel zugelassen!).

Amitraz findet sich v.a. in Bade- und Waschlösungen. Das Nervengift – mit übrigens nur mittelmäßiger Wirkung auf Flöhe – soll bei darauf empfindlich reagierenden Tierarten wie Katzen oder Pferden nicht eingesetzt werden. Bei Haushunden allerdings doch – mit Ausnahme der Chihuahuas, Welpen und trächtigen oder säugenden Hündinnen!?!

Alle konventionelle Flohmittel sind folglich Nervengifte (Neurotoxine). Einige Wirkstoffe wie Imidacloprid und Nitenpyram wirken als Kontaktgift, andere müssen mit der Blutmahlzeit von den Flöhen aufgenommen werden (so genannte systemische Antiparasitika).

Die so genannten Nebenwirkungen

Die betroffenen Empfängerstrukturen für die Wirkstoffe (Rezeptoren) finden sich bei Säugetieren wie Hund, Katze oder Mensch an Information übertragenden Kontakten entweder zwischen Nervenzellen oder Nerven zu Muskelzellen (motorische Endplatte).

Die Packungsbeilagen der Hersteller warnen davor, die Präparate nicht auf unsere Haut kommen zu lassen, nach der Verabreichung auf unseren Hund die Hände zu waschen und Kinder fern zu halten. Bei der Produktbeschreibung von Trixie®’s Flohhalsband findet sich u.a. folgender Sicherheitshinweis: „Vor dem Baden ist das Halsband abzunehmen, da der Wirkstoff für Fische und andere im Wasser lebende Organismen giftig ist.“

Und dennoch tragen wir die Giftstoffe direkt auf die Haut unseres Hundes auf!

Weiter entnehmen wir der Packungsbeilage, dass bei Überdosierung folgende Nebenwirkungen auftreten können:

  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Zittern
  • Krämpfe
  • Atemprobleme

Ungefährlich? ——- Folgendes habe ich unlängst von einer Bekannten erfahren: Versehentlich hatte eine Hundebesitzerin das Spot-on Präparat gegen Flöhe auf das Futter ihres Hundes gegeben. Der Hund verstarb daraufhin.

Eine alternative Flohbehandlung: Kieselgur

Hundeforum Flöhe Foto mit drei eingefärbten Diatomeen oder Kieselalgen Kieselgur besteht aus fein zermahlenen Kieselalgen (Diatomeen). Unzählige Arten der Kieselalgen lebten von Jahrmillionen in den Weltmeeren. Die siliziumhaltigen Gehäuse der abgestorbenen Kieselalgen sammelten sich auf dem Meeresboden. Sie sind heute durch geologische Verschiebungen zu zu erreichen.

Zur Flohbehandlung wird der feine Staub des Naturprodukts Kieselgur gleichmäßig und möglichst bis zur Haut auf den Hund aufgetragen. Beim Einpudern natürlich darauf achtgeben, dass der Staub nicht in die Augen und die Nase des Hundes gelangt.

Wie wirkt das Kieselgur gegen Flöhe: Zum einen perforieren die scharfkantigen Mikro-Körnchen der Chitin-Panzer der Flöhe, zum anderen verstopfen sie deren Atemöffnungen. Beides führt zu Austrocknung und Tod der Flöhe. Das Einpudern sollte nach etwa 5 Tagen wiederholt werden.

Wir haben bei akutem Flohbefall natürlich alles Waschbare gewaschen, aber den alten Dielenboden mit Fugen und auch die Liegeplätze bis zum nächsten Einpudern nicht gereinigt, um die dort befindlichen Flohstadien zu erreichen. Es ist dann der Wohnbereich für einige Tage mit weißem Staub bedeckt. Na und – besser als Gift! Bei mehr als 10 Hunden war der Flohspuk nach gut einer Woche immer vorbei. Ohne ein einziges Nervengift! Das Kieselgur fällt nach und nach aus dem Hundefell. Je nach Hunde- und Fellart kann dies mehr oder weniger lang dauern.

Die Kieselgur-Behandlung hat übrigens auch bei unseren Katzen geholfen – nur das die Tiger etwas einsatzfreudiger eingepudert werden mussten.

Wichtig ist noch: Unbedingt darauf achten, dass Ihr nur Kieselgur verwendet, das ausdrücklich ein Naturprodukt ist. Zur besseren Handhabung und Verteilung war unseres mit etwas Sand versetzt. Manches Kieselgur wird allerdings auch chemisch aufbereitet und zum Beispiel für Reinigungszwecke oder als Füllstoff eingesetzt. Solche Packungen sind für unseren Hund natürlich nicht geeignet.