Ausschnitt: bei den ägyptischen Pyramiden

Ausschnitt: bei den ägyptischen Pyramiden

Vor dem schweren Gitter kommen sie alle wieder zusammen.

‚Wie kriegen wir denn den großen Jimmy da hindurch?‘ will Moshe wissen.

‚Vielleicht könnt ihr das ja auch aufsingen.‘ bemerkt Jimmy etwas ratlos. Aber keiner findet seine Bemerkung witzig.

‚Ich würde es erst mal ganz weltlich probieren. Hat irgendjemand einen Draht? Einen festen, dickeren Draht? Oder irgendetwas Schmales aus Blech oder Metall? Irgendetwas, was ich biegen kann, und was trotzdem fest ist? Das ist ja ein normales Schloss hier – jedenfalls bislang.‘ lacht Rosa. ‚Jimmy, hast du vielleicht etwas, woraus ich eine Art Dietrich machen kann? Ich denke, damit würde ich das Schloss aufbekommen. Ganz ohne Gesang.‘

Jimmy leert seine vielen Uniformtaschen und schließlich auch noch seinen Rucksack auf den Boden aus.

‚Aha. Hier ist dein Armeebesteck. Da ist doch bestimmt eine Gabel dabei.‘ stellt Rosa fest.

‚Klar.‘ Jimmy knipst das ineinander liegende Besteck auf und holt eine grobe Gabel hervor.

‚Hattest du nicht an deinem Taschenmesser eine kleine Zange?‘

‚Auch das.‘ Jimmy fingert aus seinen ausgebreiteten Sachen sein Taschenmesser hervor und klappt die Zange aus.

‚Das sind herrlich lange, kräftige Zinken an deiner Gabel. Der links außen ist am dicksten. Bieg den doch zu einem Drittel um. Im rechten Winkel. Ok, genau so. Und nun die anderen drei Zinken in die entgegengesetzte Richtung nach hinten abbiegen, dass sie aus dem Weg sind. Genau. Jetzt haben wir einen Dietrich. Gib mal her, ich versuch mein Glück.‘

Jimmy legt den gebastelten Gabel-Dietrich in Rosas ausgestreckte Hand. Aber der fällt natürlich durch diese hindurch auf den Boden.

‚Männo! Ich vergess das immer noch! Aber das kriegst du auch hin, Jimmy. Wie einen Schlüssel in das Schloss hineinstecken und dann mit Gefühl vortasten. Wo ist was? Wo greift der Haken etwas, das sich bewegen kann? Tasten und ausprobieren. Den Schnapper suchen.‘

‚Sehen tue ich nichts mehr.‘

Jimmy schaltet seine Taschenlampe ein und stellt sie vor dem Stahlgitter so auf den Boden, dass der Lichtstrahl nach oben leuchtet. Inzwischen wundert er sich nicht mehr darüber, dass die Lampe immer noch Saft hat.

‚Sehen kannst du sowieso nichts, Jimmy. Im Schloss kannst du mit dem Dietrich nur fühlen. Spüren, ausprobieren, fühlen, wo der bewegliche Widerstand ist. Und den dann erwischen.‘

Jimmy hockt sich vor das Schloss der Gittertür und steckt den Eigenbau-Dietrich ins Schlüsselloch. Grob stochert er mit der Gabel darin herum.

‚Sachte, Jimmy. Erst mal spüren, testen, wie es in dem Schloss aussieht…‘

Da dreht Jimmy mit Effet die Gabel nach rechts und man hört, dass sich im Schloss etwas bewegt hat, aber wieder zurückgeschnellt ist.

‚Du bist nah dran, Jimmy. Nun etwas behutsamer.‘

Und beim zweiten, etwas langsameren Drehversuch hören alle erleichtert ein lautes Klacken. Die schwere Gittertür setzt sich langsam einen Spalt breit in Bewegung. Das Schloss ist geknackt.

‚Ein Panzerknacker-Naturtalent, unser Amerikaner.‘

‚Wie echte Einbrecher. Toll! Mit einer Gabel!‘ Moshe ist aus dem Häuschen.

Jimmy steckt seine ausgebreiteten Utensilien wieder ein. Mit seiner Taschenlampe voran setzt sich die Gruppe nun in die Ungewissheit des Tunnels in Bewegung. Der Gang hat ein leichtes Gefälle nach unten.

‚Ist das eigentlich die richtige Richtung auf die Pyramiden von Gizeh zu?‘ fragt Jimmy nach hinten über seine Schulter hinweg Ming Chen, der als Dritter hinter ihm schwebt.

‚Ja.‘ antwortet der Chinese. ‚Die Rampe verläuft genau in Richtung Gizeh-Pyramiden. Und bislang sind wir ja nur geradeaus unterwegs. Das passt. Wir müssten jetzt bald etwas links unterhalb der Djoser-Pyramide sein.‘

Djoser-Stufenpyramide-Sakkarat

Sie gehen beziehungsweise schweben still den sonst unauffälligen, schmucklosen Gang entlang. Immerhin ist er so hoch, dass sich der große Amerikaner nicht bücken muss. Mit großen Schritten geht er zügig voran.

‚Das jetzt zwanzig Kilometer lang? Das sind bestimmt drei Stunden. Fuck! Und hoffentlich wird die Luft nicht dünner.‘ geht Jimmy durch den Kopf.

‚Wir bekommen Hilfe.‘ antwortet Nyima Jimmys Gedanken.

Die kleine Nonne stimmt ihr inzwischen allen vertrautes ‚OM‘ an. Doch sehr leise, fast zart. Daraufhin beginnt auch Moshe leise vor sich hin zu murmeln: ‚Elohim. Adonai. Ehyeh – Asha Ehye. Elohim. Adonai…

Auch Jihane stimmt leise mit dem Gesang der Fatiha*1 auf arabisch mit ein: ‚Bismi Allahi arrahmani arraheem…

Rosa und Ming Chen schließen sich leise dem ‚OM‘ von Nyima an, nur eine Oktave höher, denn so tief wie die kleine Nonne kommen sie nicht.

Jimmy bleibt stumm, hört aber mit verwundertem Wohlgefühl dem leisen Chor der verschiedenen Religionen zu und lässt sich von dessen friedlicher Schwingung vorwärts tragen.

Immer tiefer führt der Tunnel die in ihrem Tönen sanft schwingende Gruppe unter die Erde. Alle haben jegliches Gefühl für Zeit verloren und bewegen sich einfach in Jimmys physisch vorgegebenem Tempo voran.

Es gibt keine Seitengänge oder Abzweigungen, so dass keine Entscheidungen getroffen werden müssen. Wie in einer Art Trance schiebt sich die kleine sanft tönende Menschenschlange Meter um Meter durch den schier endlosen Tunnel.

Plötzlich spürt Jimmy ein Krabbeln auf seiner rechten Hand, die ein wenig ausgestreckt vor seinem Oberkörper die Taschenlampe hält. Sein Blick fällt auf eine etwa zehn Zentimeter große Spinne, die von der Decke auf seine Hand gefallen zu sein scheint. Mit einer kurzen ruckartigen Handbewegung schüttelt er sie ab.

Als sein Blick das heruntergefallene Tier verfolgt, sieht er direkt vor seinen Füße weitere Spinnen. Etwa ein Dutzend weitere Spinnen gleicher Größe vor seinen Stiefeln. Je länger er hinschaut, desto mehr Spinnen werden es. Jimmy richtet den Lichtstrahl der Taschenlampe auf den Boden vor sich. Weitere Spinnen fallen von oben auf den Boden. Er dreht die Taschenlampe in seiner Hand um, so, dass sie die Decke des Tunnels beleuchtet. In der Felsdecke sind weder Löcher noch Spalten. Nur schierer, zu einem Gang ausgehauener Fels. Jetzt sieht Jimmy unmittelbar, wie sich ein Spinnenkörper aus dem Felsgestein über ihm herauszuschälen scheint.

große Spinnenschälen sich aus einer orangeroten Wand

‚Oh Gott! Was ist das denn?‘ ruft Rosa erschrocken aus. ‚Wo kommen die denn auf einmal alle her? Die sehen aus wie fette Taranteln!‘

Den anderen steht der Mund offen ob dieser mysteriösen Materialisation. Ihr Gebets- und Mantrengesang ist verstummt.

Nur Nyima tönt weiterhin unerschütterlich und in großer Gelassenheit ihr ‚OM‘. Sie ist die letzte der Gruppe. Bedächtig schiebt sich die Nonne an den anderen vorbei, bis sie Jimmy erreicht hat. Dort unterbricht sie für einen Satz ihren Mantrengesang: ‚Sie sind hier, um uns zu helfen.‘

Ohne weitere Erklärungen setzt sogleich wieder ihr ‚OM‘ ein.

Gut zwei Meter vor Jimmy fällt kurz darauf etwas hell Leuchtendes von der Decke. Dessen Licht erhellt einen weiten Bereich des Tunnels. Jimmy senkt seine Hand mit der Taschenlampe ab. Nun sehen alle einen Teppich aus hunderten von Spinnen vor Jimmys Füßen. Gute zwei Meter weit ist der Boden des Gangs dicht an dicht mit Spinnenkörpern bedeckt. Im Augenblick scheinen keine weiteren Tiere mehr von der Decke zu fallen.

‚Bei dem monotonen einen Fuß vor den andern setzen kamen mir einfach Bilder in den Kopf. Ich habe nur gerade an Spinnen gedacht, und wie leichtfüßig die hier durch den Gang flitzen würden.‘

‚Du hast mit deinen Gedanken und Bildern diese Form der Hilfe von der anderen Welt gewählt.‘ erklärt Nyima.

Das von der Felsdecke heruntergefallene leuchtende Etwas scheint tatsächlich ein Geistwesen zu sein. Es nimmt kurz eine ihnen freundliche zugewandte, menschenähnliche Gestalt an, ehe es sich wie eine leuchtende Matte flach über den Spinnen ausbreitet.

‚Sollst du dich da jetzt draufsetzen oder drauflegen?‘ fragt Rosa irritiert.

Nyima nickt nur.

Und Sonam springt einfach, ehe Jimmy weitere Überlegungen anstellen kann, mit einem ‚Yep!‘ auf die sanft wabernde, von Licht durchflossene Fläche, die nun auf den Spinnenkörpern liegt. Die Spinnen sind alle bewegungslos verharrt.

Nyima nickt Jimmy auffordernd zu, ohne ihren Mantrengesang zu unterbrechen. Wie auf ein geheimes Kommando setzen auch Moshe und Jihane fast gleichzeitig wieder in ihre heiligen Rezitationen und Gesängen ein.

‚Na! Wenn ihr meint!‘ brummt der Amerikaner ziemlich unsicher vor sich hin und klettert vorsichtig auf den Lichtteppich vor ihm.

Der Lichtteppich bietet mehr Halt als sich Jimmy vorstellen konnte. In dessen Mitte lässt er sich auf seine Knie nieder und stützt sich rechts und links mit den Händen ab. Sonam hockt sich dicht vor ihm hin.

Dann setzt sich da eigentümliche Vehikel in Bewegung. Jimmy spürt ein wenig durch die wabernde und denoch feste Lichtmatte hindurch unter sich die Laufbewegung der Hunderte von Spinnen. Die Matte federt sanft die Unebenheiten durch die Bewegungen der vielen einzelnen Tiere ab. Sie werden immer schneller. Doch nur so schnell, dass ihnen Jimmys Gefährten problemlos schwebend folgen können.

Auf diese Weise passiert die eigentümliche Karavane Seitengänge, die nach links oder rechts abgehen, an anderen Stellen teilt sich der Gang.

‚Die scheinen den Weg zu kennen!‘ ruft Jimmy den anderen zu, noch immer etwas verunsichert ob dieser bizarren Art des Transports.

Nyima nickt nicht einmal mehr. Die anderen spüren, dass sie dem Amerikaner zustimmt. Irgendwann führt der Tunnel wieder aufwärts. Die Abzweigungen nehmen zu. Sie scheinen mehrere Labyrinthe aus Gängen und Tunneln zu durchqueren. Aber Jimmys lebendes Vehikel weiß offensichtlich genau,wo es lang geht.

Bald gelangen sie in einen kleinen pyramidalen Raum, in dessen Mitte ein steinerner Sarkophag steht.

Dies scheint allerdings noch nicht ihr Zielort zu sein.

Von hier aus geht eine eine im großen Bogen geschwungene Steintreppe hoch. Auf seinem spinnengetragenen Lichtteppich spürt Jimmy jede einzelne Stufe als kleine Welle unter sich. Schließlich öffnet sich vor ihnen ein langgestreckter, gut vier Meter hoher Raum. Er ist aus hellem Stein. In seiner Mitte stehen vier, unten leicht bauchige Steinsäulen, gefolgt von einer Art Torbogen aus zwei Säulen in größerem Abstand, denen sich weitere zwölf Säulen gleicher Bauart anschließen.

Abrupt stoppt Jimmys Gefährt und schleudert Jimmys Trägheit der Masse nach vorn. Nicht ohne vorher Sonam unter den Arm zu klemmen rollt sich der durchtrainierte Soldat geschickt nach vorne ab. Sobald er keinen Kontakt mehr zu dem Lichtteppich hat, löst sich dieser augenblicklich auf. Auch die Spinnen sind verschwunden.

Dennoch ist es nicht völlig dunkel in dem Raum. Obwohl Jimmy noch gar nicht seine Taschenlampe angeknipst hat können sie sich im Raum umsehen. Schwaches diffuses Licht fällt bei den vorderen vier Säulen in den Eingangsbereich.

Jetzt weist Sonam der Gruppe den weiteren Weg. Der Hund verschwindet rasch hinter den vier Säulen, dem einfallenden Licht entgegen. Nyima und die anderen folgen ihm wortlos. Sie bewegen sich eine weitere, in großem Bogen steil nach oben führende Treppe hinauf. Diese führt die Gruppe in einen kleineren rechteckigen Raum.

Doch das Licht, das hier etwas heller geworden ist, kommt von noch weiter oben. Es fällt auf eine sehr steile Steige. Kurz entschlossen nimmt Jimmy den kleinen Hund auf und steckt ihn unter sein Hemd, was sich Sonam mit einem gewissen Vergnügen gefallen lässt. Dann erklimmt der Amerikaner die Steige und folgt einer weiteren kurzen Treppe. Die anderen folgen ihm.

Durch ein kleines Loch fällt hier offenbar von außen ein helles, leicht flackerndes weißliches Licht in einen weiteren kleinen Raum.

Ming Chen versucht mit seinen Augen die Lichtquelle zu fokussieren: ‚Das ist ein Stern. Das ist das leicht flackernde Licht eines Sterns, der haargenau in der Verlängerung dieser kleine Öffnung hier liegt und genau hier hineinscheint.‘

‚Schaut mal her! Hier liegt eine Scheibe mit einem Auge drauf.‘ Commander Adlerauge hat wieder etwas entdeckt.

‚Oh, das ist das Auge des Horus.‘ erklärt Ming Chen sofort. ‚Das ist kein gewöhnliches Auge. In der ägyptischen Mythologie hat das Auge des Horus eine große heilerische Bedeutung. Horus*2 opferte sein von Thoth*3 geheiltes Auge, das dieser aus sechs Teilen wieder zusammengesetzt hatte, seinem Vater Osiris*4. Horus setzte es seinem Vater, dem Totengott, als drittes Auge ein. Damit erweckte er in Osiris ein neues erweitertes Bewusstsein und brachte der Mythologie nach Licht in die Dunkelheit der Unterwelt. Die alten ägyptischen Ärzte und Heiler benutzten bei der Herstellung ihrer Heilmittel die mathematischen Verhältnisse des Horus-Auges für die Dosierung ihrer Zutaten. Das Horus-Auge ist das Sinnbild für Opfergaben, für Licht, für Ganzheit und für Heilung.‘

Jimmy, der direkt neben Moshe steht: ‚Dann zeig doch mal her, das Wunderauge!‘

‚Ich kann’s doch nicht aufheben.‘ antwortet der Junge schulterzuckend.

‚Stimmt ja!‘

Jimmy hebt die kleine, kaum zwanzig Zentimeter große, bemalte Steinplatte auf. Dabei fällt der zarte Strahl des einfallendes Sternenlichts genau auf die Mitte des Auges, auf die große Pupille.

Zeichnung vom Horusauge

Und sofort intensiviert sich der Lichtstrahl, durchdringt die kleine Steinplatte in Jimmys Hand und fällt dahinter auf den Boden des kleinen Raumes. Von dort aus dehnt sich nun das zuvor zarte Sternenlicht in dem gesamten kleinen Raum aus.

‚Oh Gott! Was hab ich jetzt wieder gemacht!‘ schießt es Jimmy durch den Kopf.

Im selben Moment erhellt sich der Raum erneut. Diesmal ist das Licht sehr weich, fast sanft – und es stehen drei große Lichtwesen vor ihnen. Irgendwie haben sie eine menschenähnliche Gestalt, aber alles an ihnen leuchtet sehr weich, mit einem leicht goldenen Schimmer. Und sie sind deutlich größer als Menschen. Mit gut drei Metern reichen sie bis zur Decke des Raumes. Es geht eine sehr weiche, liebevolle Energie von diesen drei durchscheinenden Wesen aus.

‚Du hast uns gerufen. Du hast das Licht des Orion durch das Auge des Horus gebracht. Damit hast du ein Energietor geöffnet, und wir können euch nun zur Seite stehen bei eurer Aufgabe, dem wunderbaren Erdenwesen bei ihrem Übergang zu helfen. Wir kommen aus der Region des Orion. Wir sind Abgesandte der Galaktischen Föderation des Lichts.‘

Sogar Moshe ist von den Besuchern derart beeindruckt, dass ihm nicht einmal der Gedanke an Aliens in den Sinn kommt.

Von den drei Lichtwesen geht eine solche Wärme und Liebe aus, dass selbst in Rosas und Jimmys Kopf jeglicher Zweifel verschwunden ist.

Erst jetzt merkt Jimmy, dass er die kleine Steinplatte mit dem Horus-Auge nicht mehr in seinen Händen hält. Wie aufgefädelt auf dem Sternenlichtstrahl hängt die kleine Steintafel in der Luft. Seine Finger spüren den Stein gar nicht mehr. Sie gehen einfach durch den Stein hindurch.

Jimmy wendet sich zur Wand. Seine Hand fährt wie nichts durch den Sandstein hindurch, ohne dass er auch nur die geringste Berührung spürt.

‚Oha! Ich jetzt auch!‘ Mehr bringt der Amerikaner nicht heraus, als er sich wieder zu den anderen umdreht, die genauso erstaunt sind wie er selbst.

‚Jimmy, deine Stirn leuchtet! Dein drittes Auge leuchtet ganz doll!‘ stellt Rosa erstaunt fest.

Für Jimmy fühlt sich auf einmal alles ganz weich an. Er merkt, dass er keinen Boden mehr unter seinen Stiefelsohlen spürt. Doch dieses Gefühl ist ihm erstaunlicherweise sogar recht angenehm. Gleichzeitig fühlt sich seine Brust weich und weit offen an. In seinem Verstand ist nichts als Ruhe und Frieden. Ein solch tiefes und umfassendes Gefühl von ‚Alles-ist-gut‘ hat Jimmy noch nie zuvor gespürt.

‚Du kostest von der unendlichen Liebe der Quelle. Deine Zirbeldrüse ist gereinigt, regeneriert und angeregt. Dadurch kann sich die Tür zu deinem höheren Selbst wieder öffnen und sich deine Verbindung zur Quelle intensivieren. Wenn du das möchtest und zulässt. Auch Singen und Summen, die Schwingungen der Töne, aktivieren die Zirbeldrüse. Nyima weiß das. Ihr habt es alle genutzt, als ihr durch den langen Tunnel von Sakkara gekommen seid. Heilige Mantren und Gebete erhöhen die Schwingung, also die Wirkung. Mit eurem dritten Auge hat sich auch euer Bewusstsein erweitert und ihr konntet euch eine Realität schaffen, die euch doch sehr geholfen hat. Oder?‘

Wie selbstverständlich nimmt Jimmy die Gedanken der drei Lichtwesen auf. Jimmy würde am liebsten alle vor Glück umarmen…

‚…aber das geht so nicht.‘ reagiert Rosa liebevoll auf Jimmys inneres Bild.

‚Wir teilen die Liebe und den Frieden mit dir.‘ bemerkt Nyima.

Sonam erhebt sich auf Jimmys Kopfhöhe und schaut ihn nur still und klar mit seinen schwarzen Knopfaugen an. Jimmy ist zumute, als könne er durch Sonams Augen bis ans Ende des Universums schauen.

‚Und ich hab dich sowieso lieb!‘ strahlt der Junge aus Israel den jungen Amerikaner an.

‚Wir helfen den Menschen dabei Frieden auf die Erde zubringen. Wir helfen euch gerne mit unseren Licht-Technologien. Damit könnt ihr die für Menschen kaum zu überwindenden Hindernisse und energetischen Sperren und Fluchtbarrieren umgehen. Sie wurden einst geschaffen, um die geheimen Räume und gespeicherten Informationen zu schützen, die in und unter der großen Pyramide verborgen sind.‘

‚Ehe wir uns weiter auf den Weg machen, könnt ihr uns bitte sagen, wo wir jetzt sind? Sind wir noch unter der Erde? Oder sind wir bereits in der Großen Pyramide?‘ will Ming Chen wissen.

‚Oh nein.‘ antworten die drei Angesprochenen synchron. ‚Ihr seid jetzt im Kopf der Großen Sphinx vor der Großen Pyramide von Gizeh.‘

‚In der Sphinx? Im Kopf? Innen drin? Dann ist die gar nicht massiv aus Stein?‘

‚Nein. Ihr habt es selbst gesehen. Ihr seid über verschiedene Räume und Kammern innerhalb der Sphinx nach hier oben gelangt.‘
‚Aber das müssten die Archäologen doch wissen! Die Archäologen und Ägyptologen!‘ beharrt Ming Chen.

‚Ja, einige Forscher wissen darum. Auch um die großen unteririschen Räume und Anlagen unter der Großen Pyramide. Aber die Menschen, die zurzeit auf der Erde das Sagen haben, unterdrücken diese Informationen. Sie begründen dies damit, den Menschen keine Angst vor fremden Zivilisationen aus fernen Welten machen zu wollen, Panik verhindern zu wollen. Sie wissen von uns. Viele sind auch in Kontakt mit höher entwickelten geistigen Wesen von außerhalb der Erde. Doch leider auch oft mit denen, die für die Menschen nicht immer das Beste wollen, die aber den Menschen, die das Sagen haben, Macht versprochen haben. Und sie ihnen manchmal auch beschaffen. Aber in Wahrheit geht es ihnen darum, das Bewusstsein der Menschheit möglichst eng zu halten, damit sie leichter kontrollierbar sind. Menschen, die sich als geistige Wesen, die sie ja eigentlich sind, begreifen, die ihr Bewusstsein für die geistigen Dimensionen und ihr Herz für die allumfassende Liebe geöffnet haben, sind nicht mehr mit Angst und Hass zu manipulieren. Sie erschaffen mit ihren positiven, aus ihrem Herzen und ihrer Intuition kommenden Gedanken, Worten und Taten friedliche und lichtvolle Realitäten.‘

‚So, wie das Zarathustra gesagt hat.‘ sagt Jihane.

Cashmal.‘ kommt von Moshe ‚Schweigend sprechen. Das Pendeln zwischen der schwingenden Weisheit des Chocmah-Bewusstseins und dem redenden Verstand des Binah-Bewusstseins. Das Mem, das ist ein hebräischer Buchstabe des Chocmah summt, das Shin, auch ein hebäischer Buchstabe des Binah zischt, und das Aleph des Kether*5 ist der Lufthauch, der zwischen ihnen entscheidet.

‚Ja, kleiner Moses, das ist ein Weg, wie in der Sefer Jezira die Kabbala die Schnittstelle zwischen Physischem und Geistig-Spirituellem beschreibt.‘ antworten die drei Lichtwesen.

‚Kleiner Moses?‘ fragt der Junge zaghaft.

‚Der hebräische Name von Moses war Mosheh. Und dieser wird, wie dein Name, mit Mem, Shin und He buchstabiert. Du schwingst schon ziemlich hoch, kleiner Moses. Nicht umsonst bist du hier bei der Mission dabei. Das Mem hat übrigens eine ähnliche Schwingung oder Energie wie das OM, mit dem Nyima euch schon viel geholfen hat.‘

Nach einer kurzen Pause fragen die drei gold schimmernden Lichtwesen: ‚Wollt ihr noch etwas wissen, ihr lieben Menschen? Oder seid ihr bereit für den nächsten Schritt?‘

‚Ich habe noch eine Frage. Seid ihr verwandt mit dem blauen Lichtwesen, den wir immer da oben…‘ Moshe zeigt diffus mit der Hand wedelnd nach oben, ‚…treffen und der uns geholt hat und den Auftrag gegeben hat? Und dann haben wir ja auf der Insel mit den Steinmännern mitten im Meer auch so große, blau Leuchtende gesehen. Und dann noch in der Ziegelstadt welche, die die Menschen alle aus der Stadt herausgeholt haben. Und dann habe ich noch welche bei dem Stiersarg gesehen, ganz dünne, die waren aber golden, so ähnlich wie ihr.‘

Moshe ist zwar sehr aufgeregt, aber irgendetwas in ihm sagt ihm wieder, dass das Wort Aliens, das ja mal eines seiner Lieblingsworte war, besser vermeiden sollte.

‚Kleiner Moses. Das hast du gut beobachtet.‘ antworten die drei Lichtwesen, ‚Wir sind alle geistige Wesen, das heißt, wir haben alle keinen materiellen, also anfassbaren dichten Körper wie ihr Menschen auf der Erde. So wie ihr ja nun hier auch das Feste auf der Erde, das Grobstoffliche, die Wände der Sphinx etwa oder die Steinscheibe mit dem Horusauge nicht mehr anfassen oder berühren könnt. Wir schwingen einfach immerfort feiner, oder höher, wenn du so willst. Wir sind einfach immer in den höheren, feinstofflichen Dimensionen zuhause.

Und es gibt sehr viele Dimensionen. Dort leben auch sehr, sehr viele Wesen. Ihr seid verschiedenen Vertretern aus verschiedenen geistigen Zivilisationen begegnet. Wir gehören alle zur Galaktischen Föderation des Lichts. Einige Gruppierungen sind auf der Erde bekannt. Vielleicht habt ihr schon der Weißen Bruderschaft gehört, von der der Blauen Loge der Schöpfung oder dem Rat des Sirius, der mitverantwortlich ist für die Entstehung der Erde? Und Rosa – du kennst doch die Hathoren?‘

Rosa antwortet verdutzt: ‚Hathoren? Nein, die kenn ich nicht. Ich doch nicht. Ich bin noch nie Außerirdischen begegnet. Also – außer hier jetzt…‘

Lichtwesen: ‚Aber meditierst du nicht mit der unendlichen Acht, dem dreidimensionalen Atom und dem Oktaeder?‘

Rosa: ‚Doch, das mache ich regelmäßig. Das macht den Kopf so herrlich frei. Aber du willst doch nicht sagen….?‘

Lichtwesen: ‚Doch, doch. Nun – diese Meditation kommt von den Hathoren, eine Zivilisation, die ursprünglich über Sirius in euer Universum gekommen sind und euch Menschen schon sehr lange mit Liebe und Humor bei euer Entwicklung begleiten. Vermittelt wurde diese Meditation über Tom Kenyon.‘

Steinrelief der ägyptischen Göttin Hathor mit den großen Kuhohren, wie sie auch die Hathoren haben
Hathor-Kopf im Dendara-Tempel, Ägypten

Rosa nickt sehr langsam und sehr verblüfft.

Lichtwesen weiter: ‚Unser Aussehen ist sehr vielfältig. Manche sehen aus wie hier in Ägypten auf den alten Darstellungen. Viele sind hoch entwickelte tierähnliche Wesen.

Wir drei kommen aus dem Bereich, den ihr hier von der Erde aus als Sternbild Orion bezeichnet. Das heißt, genauer gesagt kommen wir von den Pleijaden. Das sind von hier aus gesehen sieben kleinere Sterne, die einen Sternenhaufen etwas rechts oberhalb von Orion bilden. Manche von euch nennen die Pleijaden deshalb auch Siebengestirn. Jihane ist unsere Heimat vielleicht schon als die sieben Wächter des Himmels begegnet, und dem kleinen Moses als Menora, den siebenarmigen Leuchter. Aber du hast auch schon einige von uns gesehen, nicht wahr, kleiner Moses?‘

‚Ja klar. Die dünnen Goldenen. Haben mir die Erwachsenen nicht geglaubt!‘ strahlt Moshe.

‚Doch, doch. Du hast im Seraneum von Sakkara einige von uns gesehen. Das stimmt schon.‘ Moshe blickt kräftig nickend in die Runde, alle intensiv in Augenschein nehmend.

‚Ja, Moshe. Wir haben dir nur ein bisschen geglaubt. Tut uns leid.‘ Ming Chen macht einen kleinen Kotau vor dem Jungen.

Die drei Lichtwesen fahren fort: ‚Und Ming Chen wird vielleicht die Himmelsscheibe von Nebra kennen, auf der als sieben eng beieinander liegende Punkte unsere Heimat abgebildet ist. Und Rosa mag vielleicht die Frage aus der Bibel kennen, in Hiob 9,9: ‚Er macht den Großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens.

‚Oh, nein.‘ reagiert Rosa etwas peinlich berührt. ‚Ich bin in der Bibelangelegenheiten überhaupt nicht bewandert.‘

‚Und bereits die Sumerer wussten von uns. Die Pleijaden galten ihnen als die Sterne des Enki, der sumerischen Gottheit, die in ihren Augen die Menschen erschaffen hat.

Über die Pleijaden kommt das Licht, das zur Verkörperung des Lichtbewusstseins benötigt wird. Auch eure Vorfahren sind einst von den Pleijaden und dem Gebiet des Orion gekommen. Damals noch viel feinstofflicher als die Menschen heute. – Verzeiht uns bitte. Die Ausführungen sind ein wenig lang geworden. Wir wollten euch deutlich machen, dass die Menschen seit jeher um ihren geistigen Ursprung wissen, dass es unzählige geistige Zivilisationen gibt, mit den sie vielfach auch in Kontakt waren und noch sind.‘

Moshe ist aufgeregt: ‚Heißt das, ich war auch mal ein A…, äh, ein Lichtwesen, so groß und leuchtend wie ihr?‘

‚Ja, wenn du es so ausdrücken möchtest, ungefähr so. Du hast es nur, wie fast alle Menschen vergessen, als du in deinen Körper geschlüpft bist, um dein Leben auf der dichten Erde zu leben. Es ist hinter dem Schleier des Vergessens verschwunden.‘

Die Antwort bringt ein verstehendes Strahlen mit gleichzeitig fragend hochgezogenen Augenbrauen auf Moshes Gesicht. Bis auf Nyima – und natürlich Sonam – geht es den anderen nicht anders.

‚Eure wahre Natur ist die geistige, feinstoffliche Existenz. Wir kommen alle aus der gleichen Quelle und werden uns irgendwann alle darin wieder vereinen.‘

Auch über Jimmys Gesicht zieht ein leuchtendes Strahlen. Er fühlt sich so leicht und auf eine so tiefe Weise froh, dass er all diesen Ausführungen der Lichtwesen keine verstandesmäßige Bedeutung zumessen kann.

‚Wir sind jetzt durch das große kollektive Tor im Orion zu euch gekommen. Im Orion gibt es auch das große zentrale Energiefeld, von wo aus alle Pyramiden und ihre Energien koordiniert und synchronisiert werden. Und damit kommen wir nun auch zu eurer Aufgabe hier, dem Finden der alten ägyptischen Schriften.‘

‚Bevor es weitergeht habe ich noch eine Frage.‘ meldet sich Ming Chen zu Wort.

‚Frag nur.‘

‚Bei der Djoser-Pyramide in Sakkara haben wir gesehen, wie nur vier Männer einen riesigen Sarkophag, ich vermute aus Granit, also tonnenschwer, in eine Grabnische, ja, wie soll ich sagen, eher begleitet als gebracht, geschweige den getragen haben. Da waren keine Rollen oder Räder. Der Koloss schien aus unserer Sicht zu schweben. Die vier Männer haben ihn offensichtlich nur durch leichtes Antippen in die gewünschte Richtung bugsiert. Wie ist das möglich?‘

Araber in gigantischen Granit-Sarkophag

‚Die Levitation*6 geschah durch reine Gedankenkraft. Die Bestandteile der Materie, also die Protonen, Neutronen und Elektronen, die fließen bei der Levitation nach oben. Das wirkt der Gravitation, also der Schwerkraft, entgegen, und macht die Materie ganz leicht. Ihr Menschen habt nur vergessen, welche Kraft eure Gedanken und Vorstellungen haben. Bevor die Menschen unter den Schleier des Vergessens geraten sind wussten sie noch darum. Die alten Kulturen auf der Erde hatten noch direkten Zugang zu ihren geistigen Kräften, kosmischen Zusammenhängen und höher schwingenden Wesen.‘

Die nun folgende kleine Pause wirkt so, als würden sich die drei Lichtwesen auf ihrem höheren Gedankenniveau absprechen: ‚Auch die Große Pyramide hier vor euch wurde mit Hilfe von Levitation und Gedankenkraft erbaut.‘

Riesiger Sandsteinquader mit Menschen als Größenvergleich

Vor ihrem inneren Auge tauchen daraufhin bei den Sieben bewegte Bilder auf: Geschäftiges, aber dennoch ruhig fließendes Treiben auf dem Wüstensand unter blauem, sonnendurchflutetem Himmel. Hunderte Männer in weißen Tüchern, mit schwarzen langen Haaren dirigieren, so wie es Rosa, Ming Chen und Moshe in der Apis-Gruft beobachtet haben, gewaltige Steinquader, die bald wie Federn durch die Luft schweben. An einigen Stellen verschwinden plötzlich Steinquader, um offenbar auf einem nach innen hin enger zulaufenden Konstrukt weiter oben wieder aufzutauchen. Dort oben scheinen Männer diese Steinquader zu erwarten. Mit leicht wirkenden Bewegungen fügen sie die Steine in die passende Stelle ein. Etwas abseits des Baus tauchen wie aus dem Nichts immer neue Sandstein- und Granitblöcke auf. Von dort bugsieren zahlreiche Männer Steinblock um Steinblock in Richtung des langsam anwachsenden Baus.

Dann lösen sich die Bilder in ihren Köpfen wieder auf.

‚War das Telepatite?‘ will Moshe wissen.

‚Ja, kleiner Moses. Das war Teleportation. Wir wollten euch zeigen, wie die große Pyramiden gebaut worden sind. Eure Forscher stehen da immer noch vor einem Rätsel, weil sie zu eng suchen. Sie wissen zwar, dass die Granitblöcke, die unter anderem im Inneren der Großen Cheops-Pyramide verbaut wurden, aus der Gegend von Assuan stammen. Aber sie können sich nicht erklären, wie die in ihren Augen so primitiven Menschen ohne die heutigen technischen Mittel und Möglichkeiten diese Steinblöcke über fast eintausend Kilometer nach Gizeh gebracht haben. Wir haben den Menschen geholfen, die gewaltigen Steinblöcke aus Kalksandstein und für den Innenausbau aus Granit durch Levitation und Teleportation, also durch konzentrierte Gedankenkraft, hierher zu bringen und aus ihnen die Pyramiden zu errichten. Immerhin wurden weit mehr als zwei Millionen der tonnenschweren Kalksteinblöcke verbaut, um die einhundertvierzig Meter hohe Große Pyramide zu errichten. Ihr Menschen haltet das heute für unmöglich, aber nur, weil ihr die Kraft des Geistes vergessen habt.‘
‚Habt ihr die großen Steine gebeamt?‘ Der Junge versucht nun all die neuen Eindrücke in etwas Gewohntes einzuordnen.

‚So ähnlich.‘ antworten die Lichtwesen. ‚Nur braucht es dafür keine Maschinen oder elektrische Vorrichtungen wie in euren Science-fiction-Filmen. Es reichen reine hochschwingende Gedanken. Wir zeigen dir das, kleiner Moses. Wir sollten nämlich jetzt in die Große Pyramide von Gizeh hinüberwechseln, damit ihr zu den benötigten ägyptischen Schriftzeichen kommt. Seid ihr bereit?‘

Die anderen nicken still, noch voll von den ungewohnten und außergewöhnlichen Bildern des Pyramidenbaus und zahlreicher geistiger Zivilisationen in ihrem Kopf.

Nur Moshe findet Worte: ‚Dann beamt ihr uns jetzt rüber?‘

Und mit einem liebevollen ‚Ja‘ hüllen die drei Lichtwesen die Sieben in ihr golden schimmerndes weiches Licht.

Als sich das weiche Licht wieder zurückzieht, finden sich die Sieben in einem nicht sehr großen runden Raum mit einer runden Kuppel wieder.

‚Genau eine halbe Kugel.‘ geht Rosa durch den Kopf.

Boden und Wände sind aus Felsgestein, aus passgenauen Granitblöcken gebaut. Dennoch wirkt der ungewöhnliche runde Raum leicht und hell. Das Licht in dem Raum geht nicht nur von den drei Lichtwesen aus. Obwohl sie den dunklen Granit deutlich sehen, geht von dem Stein eine Art Leuchten aus, das den Raum bis unter die Kuppel vollständig mit hellem, aber warmem Licht erhellt.

Jimmy bewegt seine Hand an die Granitmauer, doch sie gleitet immer noch einfach hindurch und löst keinerlei Gefühl von Berührung aus.

‚Ok.‘ murmelt er vor sich hin.

‚Wie ihr vielleicht spürt, sind wir jetzt in der Großen Pyramide von Gizeh. Doch wir sind nicht exakt in der dreidimensionalen Schwingung der menschlichen dichten materiellen Welt. Ihr wisst ja inzwischen, dass Pyramiden Orte mit sehr hoher Energie, mit sehr hoher Schwingung sind, die sie durch ihre Form zusätzlich konzentrieren und verstärken. Dieser Raum hier befindet sich in einer kleinen Falte des Raum-Zeit-Kontinuums, wie es euer kluger Albert Einstein genannt hat. Dadurch schwingt dieser Raum etwas höher als die meisten Bereiche der Pyramide. Es ist nicht die nächste Dimension, also nicht die vierte oder die fünfte Dimension, die ihr ja auch bereits kennengelernt habt. Die Schwingung hier liegt dazwischen, kann man sagen. Deshalb konnten eure Wissenschaftler diesen Raum hier, bislang jedenfalls, noch nicht entdecken. Sie wüssten ja auch nicht, wonach sie suchen sollten, geschweige denn, wie sie suchen sollten.‘

Da bringt sich der archäologische Astrophysiker Ming Chen ins Spiel: ‚Ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, wie die Große Pyramide innen aussieht. Da waren die vier über den Eingang und die Gänge betretbaren Räume: die Königskammer und eine Königinnenkammer, eine große Galerie, eine Sarkophagkammer sowie mehrere Luftschächte und Entlastungskammern. Ich dachte, der Rest wäre einfach Stein. Doch erst vor ein paar Jahren, ich glaube 2017, haben Forscher einen mindestens dreißig Meter langen Hohlraum über der sogenannten Galerie entdeckt. Die bekannten Strahlen wie Röntgen- oder Gammastrahlen können ja kein Felsgestein durchdringen. Erst die Einbeziehung von kosmischer Strahlung hat einen Blick durch das Gestein ermöglicht. Mit Hilfe von Myonendetektoren*7 und viel Geduld konnten die Forscher einen ersten Blick in das steinerne Innenleben der Pyramide tun. Die Forscher haben extrem viel Geduld aufgebracht, um mit den entsprechenden Detektoren die Myonen zu zählen, die durch die Pyramidensteine hindurchgeflogen sind, um so eine Art Röntgenbild des Hohlraums zu erhalten.‘

‚Ja, eure Wissenschaftler pirschen sich langsam an die energetischen Wahrheiten heran. Aber dieser Raum, in dem ihr euch jetzt befindet, der ist im Unterschied zu diesem jüngst entdeckten Raum energetisch auf einem anderen Niveau. Er schwingt einfach in einer etwas höheren Frequenz.‘

  1. Die erste Sure des Korans, die „Eröffnende“. Sie ist Bestandteil des täglichen Gebets eines jeden gläubigen Moslems) ↩︎
  2. Horus: in der frühen Mythologie des Alten Ägypten ein Hauptgott, häufig dargestellt mit einem Falkenkopf. Ursprünglich ein Himmelsgott, war er auch Kriegsgott, ein Welten- oder Lichtgott und Beschützer der Kinder; Sohn der Isis und Osiris, manchmal aber auch Sohn des Sonnengottes Re. Hathor ist seine Gemahlin. ↩︎
  3. Thot: in der ägyptischen Mythologie der Gott des Mondes, der Magie, der Wissenschaft, des Schreibens, der Weisheit und des Kalenders, aber auch der Totenführer im Jenseits; Thoth soll ein 42-bändiges Werk mit dem gesamten Wissen der Menschheit verfasst haben; als Mischwesen häufig mit einem Ibiskopf oder auch mit einem Paviankopf dargestellt; Bruder oder auch Gemahl der Göttin Seschat, der Göttin der Schreibkunst und des Messwesens, der „Herrin der Bücher“. ↩︎
  4. Osiris: im Alten Ägypten sehr verehrter Gott des Jenseits (Totengott), der Wiedergeburt und des Nils; Verstorbene mussten bei ihm vor Gericht erscheinen und für ein Leben in der Nachwelt wahrheitsgemäß Fragen aller 42 Göttinnen und Götter beantworten; Bruder von Seth sowie der Göttinnen Nephthys und Isis, die auch seine Frau war. ↩︎
  5. Kether ist im kabbalistischen Lebensbaum der höchste Zustand, reines göttliches Sein, die höchste Quelle; sie entzieht sich dem menschlichem Begreifen vollständig ↩︎
  6. Levitation bezeichnet das freie Schweben eines Objektes im Raum. Mit Hilfe einer Kraft wird das Gewicht, das durch die Kraft der Gravitation entsteht, kompensiert und ein Objekt im Raum positioniert, wobei kein direkter Kontakt zum Boden oder zu festen Objekten besteht. ↩︎
  7. Myonen sind winzige Elementarteilchen, beim Eintreffen von kosmischer Strahlung auf die Atomkerne von Sauerstoff- und Stickstoffmoleküle der Erdatmosphäre entstehen. Myonen sind etwa 200 mal schwerer als Elektronen und bewegen sich nahe der Lichtgeschwindigkeit. Mit dieser großen Masse und der hohen Geschwindigkeit, mit der sie unterwegs sind, können sie auch dichtes Material wie Blei, Beton oder Stein relativ unbehelligt durchdringen. Dabei verursachen sie – anders als Röntgen- oder Gammastrahlen – keinen Schaden. Myonen sind überall und ungefährlich. Der Vorteil für die Wissenschaft ist: es braucht keine Strahlenquelle, um eine Messung durchzuführen. Der Nachteil: Sie sind rar. Im Schnitt treffen nur hundert Myonen pro Sekunde auf einen Quadratmeter. ↩︎

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