Wie alles begann…

Wie alles begann…

Im Grunde lässt sich mein bisheriges Leben in drei große Abschnitte oder Phasen unterteilen, die grob jeweils 20 Jahre dauerten: Nach dem Überleben der Kindheit kam mit der eigenen tiefenpsychologischen Therapie der intensive, auf die Psyche und das soziale Umfeld fokussierte Teil, mit den Biologie-Studium und der anschließenden Promotion gefolgt von dem materiell-naturwissenschaftlichen, an den sich schließlich bis heute der spirituell-multidimensionale anschließt…

Gläserrücken

Mit was für einem Hochmut hatte ich auf meine beste Freundin und ihre Freundinnen herab geblickt. Nicht wissend, was sie dort tun. Mit dem Hochmut der völlig Unwissenden, Unkundigen, hatte ich über Jahre hinweg den Kontakt der Frauen zur geistigen Welt als Hokuspokus abgetan, wohingegen ich meine aktuellen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse für den Inbegriff von Wahrheit hielt.

Die Freundinnen trafen sich recht regelmäßig zum Gläserrücken, um ein für mich vollkommen obskures „Lichtwesen“ zu den verschiedensten Angelegenheiten über ein von Buchstabe zu Buchstabe wanderndes Glas zu befragen. Bis…

…nun ja. Irgendwann war ich dann so weit. Es kam zu einer ersten Session mit meiner besten Freundin, deren skeptischen Verstand ich darüber hinaus sehr zu schätzen wusste. Sie war sicher die einzige, die mir so etwas Obskures damals nahebringen konnte.

Zunächst bauten wir den Buchstabenkreis auf dem Tisch auf: alle Buchstaben unseres Alphabets auf kleine Zettel geschrieben und zu einem Kreis gelegt. Dann stellte meine Freundin ein leichtes Schnapsglas umgekehrt in die Mitte des Buchstabenkreises. Ich war sehr aufgeregt. Ich spürte wohl schon, dass etwas Ungewöhnliches geschehen würde.

Dann legte meine Freundin einen Zeigefinger auf den nun oben liegenden Boden des kleinen Glases und bat mich, es ihr mit locker hängendem Arm gleichzutun. Sie sprach laut die erste Frage aus: „Ist Lichtwesen da?“ Und zu meinem Erstaunen setzte sich das Glas in Bewegung. Ich spürte genau, dass meine Freundin das Glas weder schob noch zog. Und von mir wusste ich nun ganz genau, dass ich die Bewegung des Glases nicht herbeiführte. Das Glas bewegte sich nun, ganz offensichtlich aus sich heraus, zunächst bis vor den Buchstaben „J“ im Kreis, und dann, so schnell, dass ich mich sehr konzentrieren musste, um mit meinem Zeigefinger der Bewegung so rasch zu folgen, zum Buchstaben „A“.

Ich war völlig perplex. Da war irgendeine Kraft, Energie oder vielleicht sogar tatsächlich irgendein Wesen im Spiel, von dem ich bislang keine Ahnung hatte und von der ich sehr weit entfernt war, sie überhaupt wahrzunehmen, geschweige denn zu sehen. Allein dass sich das Glas – für mich aus dem Nichts heraus – in Bewegung setzt, brachte mich, meinen analytischen Verstand völlig durcheinander. Und dann bewegte es sich ja nicht irgendwie, willkürlich, sondern eine Frage mit einer sinnvollen Buchstabenkombination beantwortend: „Ja“.

Ich musste das Gläserrücken erst einmal augenblicklich abbrechen und ging auf den Balkon, um eine zu rauchen, mich mit etwas Bekanntem zu verbinden. Das war also kein eingebildeter Unfug, sondern da war tatsächlich etwas mir gänzlich Unbekanntes am Werk. Mein gesamtes Weltbild stürzte augenblicklich zusammen. Ich war damals völlig materialistisch ausgerichtet, mitten in meinem naturwissenschaftlichen Biologie-Studium. Ich glaubte nur an das, was ich anfassen und im wahrsten Sinne des Wortes be-greifen konnte. Es gab zwar auch die Psyche. Aber nach meiner Vorstellung kam ein menschliches Wesen als „tabula rasa“ auf die Welt und formte sich dann aufgrund der mitgebrachten genetischen Information durch die Eltern über die Erfahrungen und Auseinandersetzungen mit der jeweiligen Umwelt. Diese Welt in ihrer Tiefe zu ergründen war ja schon faszinierend.

Doch nun öffnete sich hier ein für mich völlig neuer Spalt in eine Dimension jenseits der Materie. Ich hatte es selbst ganz klar und deutlich erlebt. Diese Erfahrung ließ sich nicht mehr naturwissenschaftlich oder auch nicht mit Sigmund Freud oder Alexander Lowen erklären. Hier war für mich erstmalig die Tür in etwas vollkommen Unbekanntes aufgegangen.

Irgendwann kehrten wir dann an den Tisch mit dem Buchstabenkreis zurück. Wir begannen, verschiedene Fragen an dieses „Lichtwesen“ zu stellen. Das Glas huschte förmlich in rasender Geschwindigkeit von Buchstabe zu Buchstabe, bildete durch der Aneinanderreihung sinnvolle Worte und Sätze, und gab verblüffende Antworten auf unsere Fragen.

Wie zum Beweis, dass wir mit etwas außerhalb von uns kommunizierten, mit einem Bewusstsein, dass über unsere beiden hinaus ging, kam in einer Antwort des „Lichtwesens“ zu meiner väterlichen Seite ein Wort vor, das wir beide nicht kannten. Es stellte sich später als ein Begriff aus der Bibel heraus, das uns beiden unbekannt war und wir im Lexikon (damals ein Buch, ja!) nachschlagen mussten.

Nach dieser Erfahrung war ich eine Woche lang völlig neben der Spur, komplett durcheinander. Mein Verstand rotierte – allerdings völlig hilflos. Dieses Gläserrücken hatte erstmals für mich bewusst eine Tür in dem Schleier zur geistigen Welt aufgestoßen. Und es war so eindrücklich für mich. Dahinter konnte ich nicht mehr zurück. Es gab also eine geistige Welt – wie auch immer sie beschaffen war. Es gab definitiv etwas jenseits der Materie, und zwar etwas mit Verstand oder Bewusstsein oder Geist – wie immer ich das klassifizieren wollte.

Und dann bekam ich von eben jener besten Freundin zu meinem 40. Geburtstag einen Termin bei einem Hellseher, einem spirituellen Lebensberater, geschenkt. Und die Tür ging wieder auf, ging immer weiter auf…

Der Hellseher

Tja…so bekam ich von jener besten Freundin kurze Zeit nach unserem eindrucksvollen Gläserrücken zu meinem 40. Geburtstag einen Umschlag geschenkt, in dem sich ein Gutschein für einen Termin bei einem spirituellen Lebensberater befand. Auf mein Nachfragen hin entpuppte er sich als ein sogenannter Hellseher.

Oha.

Mein Verstand schaltete sofort auf den für mich – ich hoffe damals – typischen ungläubig-hochmütigen Widerstand.

Ich ließ dieses Geschenk lange unbeachtet liegen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn jemals eingelöst hätte, wäre nicht meine langjährige Herzensfreundin Hilde so stark darauf angesprungen. Hilde war ganz begierig darauf, diesen Herrn M. kennenzulernen. Sie ließ sich von mir seine Telefonnummer geben und machte unversehens einen Beratungstermin mit ihm aus. Erst dadurch, durch mein aufgescheuchtes Ego, vielleicht doch etwas Tolles zu verpassen, wurde die Löwin in mir aufgeweckt, wurde ich wacher, dass dies vielleicht doch ein kostbareres Geschenk war, als mein Verstand zulassen wollte. Es konnte doch nicht sein, dass Hilde quasi mein Geburtstagsgeschenk vor mir auspacken sollte. Also machte ich ebenfalls einen Beratungstermin bei Herrn M.

Und so betrat ich kurze Zeit später ein nüchtern-spartanisch eingerichtetes Haus auf dem Land. Und ein gleichzeitig konventionell und ungewöhnlich aussehender Mann stellte sich mit sehr freundlich und zugewandt als Herr M. vor. An einem Ohrläppchen baumelte ein silberner Delfin.

Ich war unsicher und etwas verlegen, da ich eigentlich gar nicht wusste, was ich von ihm wollte, was ich erwarten konnte. Das sprach ich ihm gegenüber dann auch gleich aus, dass er mein Geburtstagsgeschenk sei und ich einfach mal schauen wollte.

Herr M. fragte mich dann nach meinem Geburtsdatum und fing bald darauf an mit klaren, freundlichen Worten zu sprechen. Zu meinem Erstaunen hatte ich mit seinen ersten Worten bereits Vertrauen zu ihm.

„Ich sehe Ihre Familie.“ Und nach einer kleinen Pause, in der er irgendwohin zu schauen schien: „Aber ich sehe keinen Vater.“

Das war für meinen Verstand der erste Beweis, dass er etwas Wahres sah – wo, wie, und überhaupt, was auch immer.

Dann kam so etwas wie: „So richtig passt Ihre Familie nicht zu Ihnen. Sie verstehen einander nicht wirklich.“ Ich konnte nur verblüfft nicken. „Da wollten Sie wohl etwas schnell wieder hier runter auf die Erde und sind wohl bei der ersten Gelegenheit von Ihrer Wolke hinunter gesprungen…“

Wir mussten beide lachen.

Überhaupt war Herr M. ein unerwartet humorvoller Mensch, sehr klar, mit viel Leichtigkeit. Und was ich am beeindruckendsten fand: absolut wertfrei. Er gab wirklich nur Informationen weiter, keine Bewertungen, keine moralischen oder sonstigen Statements, keine Handlungsaufforderungen, keine Warnungen. Er machte Alternativen deutlich, wie zum Beispiel: „Wenn Sie nach Bielefeld zurückgehen, bringt Sie das in Ihrer Arbeit voran. Wenn Sie nach Hamburg gehen, entscheiden Sie sich für die Liebe.“ Eine Handlungsrichtung hat Herr M. niemals forciert. Und so wurde Herr M. einige Jahre lang mein vertrauter spiritueller Lebensberater, im Sinne eines Offenlegers meiner Möglichkeiten und Potentiale.

Übrigens: Ich bin damals nach Hamburg gegangen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert