Am 27. Oktober 2024 ist meine Mutter Erika im Alter von 89 Jahren gestorben.
Fast 50 Jahre meines Lebens hatten wir beide, bis auf wenige Ausnahmen, keinen Kontakt. Mit 18 Jahren hatte ich mich von meiner Familie getrennt. Einige Kontaktversuche waren stets irgendwann wieder gescheitert.
Im Juni 2024 hatte Erika erstmals zu mir Kontakt aufgenommen und wir haben uns über die kommenden Monate immer mehr angenähert. Unsere Telefonate und Begegnungen wurden immer friedlicher.
Ich hatte in all den Jahren bereits viel Energie-, Loslösungs- und Heilarbeit für meine Mutter und unsere Beziehung gemacht, und zwar auf sehr hoher energetischer Ebene. Aus meiner Sicht hat die Heilarbeit an meiner weiblichen Ahnenreihe den Kreis geschlossen und letztlich Frieden und Liebe zu uns gebracht. Ich bin von ganzem Herzen dankbar dafür.
Fünf Tage vor ihrem Tod war ich mit meiner Mutter noch mit vollem Programm den den ganzen Tag in Essen unterwegs gewesen um unzählige Dinge zu erledigen.
Drei Tage vor ihrem Tod haben wir mir meinem „Chor für Trost, Kraft und Heilung – Ukuthula“ auf meinen Wunsch hin das afrikanische Wiegenlied „Babanam“ für das innere, ungetröstete Kind in meiner Mutter gesungen. Wir singen fast jedes Mal für Menschen in schwierigen Situationen oder auch für Sterbende oder Verstorbene. Doch diesen Gesang habe ich als besonders intensiv erlebt. Alle Sängerinnen waren sehr intensiv dabei und wir haben für Erika wunderbare lichtvolle Energie aufgebaut, die auch unmittelbar bei ihr ankam, beziehungsweise bei ihrer Seele. Das hat auch die Chorleiterin sofort bemerkt.
Einen Tag später hatten wir noch ein ungewöhnliches Telefonat, bei dem Erika nicht ein einziges böses oder abfälliges Wort zu irgendetwas fallen ließ. Das erste Mal seit unserer Kontaktaufnahme.
Zwei Tage später, am Sonntag, erhielt ich dann einen Anruf aus der Intensivstation des Städtischen Klinikums Essen, wohin meine Mutter eingeliefert worden war. Man hatte die 89jährige alte Dame mit Herzstillstand gefunden und wiederbelebt. Ich möchte dazu nur bemerken, dass ich unser Medizin- und Gesellschaftssystem recht verdreht finde, dass so etwas aus „rechtlicher“ Sicht gemacht werden muss – mit oder ohne Patientenverfügung. Erikas Patientenverfügung – auf die sie immer großen Wert gelegt hat – war vom Notarzt nicht gefunden worden. Also brachte ich diese so schnell wie möglich in Krankenhaus, damit ihr stets klar formulierter Wille umgesetzt werden konnte und die Geräte abgeschaltet werden konnten.
Es dauerte einige Minuten, bis dann das Herz meiner Mutter erneut aufhörte zu schlagen. In dieser Zeit der allmählichen Verlangsamung ihres Herzschlages sang ich auf der Intensivstation laut das Wiegenlied „Babanam“ für ihr inneres Kind. Und als ich merkte, dass ihr physisches System gegen Null sank, sang ich für sie das Lied „Fliegen wie ein Vogel“*1. Alles war ganz ruhig und friedlich, einvernehmlich. Ich hatte das Gefühl, bereits als ich ihr Zimmer betreten hatte, dass Erikas Seele schon fort war und eher von oben auf alles schaute, was mit ihrem Körper geschah. Alles war nun gut und in Frieden.
Ich übernachtete in Erikas Wohnung, um mich am nächsten Tag um erste Formalitäten zu kümmern. Ich schlafe stets mit offenem Fenster, alles so weit auf, wie möglich. Und als ich am nächsten Morgen noch im Bett hockte und mir Familienfotos anschaute, bekam ich Besuch:
Mitten in der Stadt Essen kam ein munteres Rotkehlchen durch die offene Balkontür in das Schlafzimmer geflogen. Es schaute mich direkt an. Der rotbrüstige Vogel hüpfte auf die Kommode und flog auf den Staubsauger, der in der hinteren Ecke des Schlafzimmers stand, mir immer wieder direkte Blicke zuwerfend. Einige Minuten dauerte sein Besuch. Dann setzte er sich auf die Fensterbank, schaute noch einmal in meine Richtung, und flog dann davon.
Erika hatte noch einmal vorbeigeschaut. Ich war und bin es bis heute, unendlich dankbar dafür, dass wir unseren Frieden miteinander gemacht haben.
1Fliegen wie ein Vogel, losgelöst und frei. Hör die Lüfte singen, Bilder zieh’n vorbei. Auf meiner Seele Flügel schwebe ich dahin. Im weiten Raum ahne ich wo ich Zuhause bin. (Arunga Heiden)
schön.
das Rotkehlchen gehört zwar sich selbst, aber es hat den Auftrag erledigt, weil Erika mit diesem Kontakt aufgenommen hat.
Liebe grüße,